Ist „Chef“ sein out?

Christian Hener
Christian Hener, MBA | Geschäftsführender Gesellschafter EO Excecutives Austria

 

Ist das Konzept des Chefs veraltet? In diesem Interview, geführt von Herrn Wolfgang Dreu von Flowfactor, beleuchtet Christian Hener, geschäftsführender Gesellschafter der EO Austria GmbH und erfahrener Unternehmer mit Fachwissen in der Führungskräftegewinnung, die sich wandelnde Landschaft der Führung in der Unternehmenswelt. Dabei werden die wahren Gründe und Lösungen thematisiert.

Eines der Hauptprobleme ist der drohende Mangel an qualifizierten Führungskräften. Mehrere Faktoren tragen zu dieser Herausforderung bei, wobei demografische Veränderungen ein zentrales Element darstellen. Eine schrumpfende Bevölkerungsgemeinschaft begrenzt den Pool potenzieller Führungskräfte, verstärkt durch einen Mangel an Motivation bei Einzelpersonen, Führungspositionen anzustreben. Viele sind mit ihren aktuellen Positionen zufrieden und sind weniger bereit, zusätzlichen Aufwand für den Aufstieg in der Karriere zu investieren. Ferner fehlen Vorbilder, die auch erreichbar erscheinen, die die Belohnungen von Hingabe und harter Arbeit demonstrieren, was junge Fachleute weiter abschreckt. Die jüngere Generation schätzt schnelle Ergebnisse und ist ungeduldig, was sie dazu veranlasst, sich vor langen und starren Karrierewegen zu scheuen.

Ist das Konzept des „Chefs“ in unserer Zeit nicht mehr attraktiv?

Hener argumentiert, dass jede Gruppe oder Organisation, sei es im Sport oder im Geschäftsbereich, einen Coach oder eine Führungskraft benötigt, um kollektiven Erfolg zu erzielen – einen Leuchtturm. Die jüngere Generation sucht Inspiration, Innovation und einen Sinn in ihrer Arbeit. Erfolgreiche Unternehmen werden von inspirierenden Persönlichkeiten geführt, die die Innovation innerhalb der Organisation vorantreiben. Solche Organisationen gedeihen unter der Anleitung dieser inspirierenden Führungskräfte im mittleren Management und im Top-Management. Der Schlüssel besteht darin, Identifikation und Vorbilder in Führungspositionen zu bieten, um das „Warum“ ihrer Arbeit offensichtlich zu machen.

Gibt es eine systematische Verschiebung in der Führung?

Absolut. In der Vergangenheit waren technische Kompetenz und Engagement ausreichend, um fast automatisch die Führung angeboten zu bekommen. Heutzutage haben neben wirtschaftlichen Kennzahlen emotionale Intelligenz und Management an Bedeutung gewonnen. Emotionen effektiv zu steuern und starke Teams durch die Anerkennung individueller Fähigkeiten zu schaffen, sind entscheidende Aufgaben für moderne Führungskräfte. Diese Verschiebung hin zu Führungskräften als Quellen der Inspiration und Motivation hat sich in den vergangenen Jahren stark beschleunigt.

Wie also fördern wir die Führungskräfte von morgen?

Erfolgreiche Unternehmen warten nicht, bis die aktuelle Führungsspitze in den Ruhestand geht, um Nachfolger auszubilden. Stattdessen diversifizieren sie proaktiv ihre Organisationsstruktur basierend auf dem Alter. Sie lassen keine großen Altersunterschiede entstehen, sondern fördern junge Mitarbeiter aktiv. Dies signalisiert jungen Talenten, dass es Möglichkeiten für Wachstum und Aufstieg gibt und fördert so natürlich das Aufkommen von inspirierenden Führungskräften. Es handelt sich um einen fortlaufenden Zyklus, der sowohl der Organisation als auch ihren zukünftigen Führungskräften zugutekommt.
Zusammenfassend betonen die Erkenntnisse von Christian Hener die Notwendigkeit einer Verschiebung in den Führungsdynamiken. Um dem bevorstehenden Mangel an Führungskräften entgegenzuwirken, müssen Organisationen die sich ändernden Erwartungen jüngerer Generationen erkennen und ihnen Vorbilder, einen Zweck und Wachstumschancen bieten. Dadurch können sie eine bessere Zukunft sowohl für ihre Unternehmen als auch für die Führungskräfte von morgen sichern.

Zum Originaltext vom Interview: https://www.flowfactor.at/ist-chef-sein-out/

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